Als Hauptplatz versteht sich immer noch jenes unbebaute Areal in Prad, welches sich bis zur Dorferweiterung ab den 1950er- Jahren als Zentrum ausweisen konnte. Der Prader Hauptplatz, bis zur Straßennamengebung um1954 und von der älteren Bevölkerungsschicht auch heute noch als „Oberer Platz“ bezeichnet, erhielt von den faschistischen Machthabern den amtlichen Namen Piazza Vittorio Emanuele III. Die ebene Freifläche die als Platz bezeichnet wird, entstand in ihrer heutigen Form vor allem im frühen 19. Jahrhundert. Wobei aber der Vorläufer des ortsbildprägenden Gebäudes der Familien Rungg bereits im 17. Jahrhundert den Grundstein dazu gelegt haben dürfte. Zumal alle übrigen, den Dorfplatz säumenden Bauparzellen erst später dazu gekommen sind. Ein essentieller Grund zur eigentlichen Entstehung dieses Freiraums war vorab aber durch den Platz querenden Mühlbach vorgegeben, er hatte, mit Ausnahme der Brücke, frei zu bleiben. Als dann noch ab 1825 die neue Poststraße (Stilfser-Joch-Straße) durchs Dorf führte, war der Hauptplatz zur zentralen Station geworden. In der Folgezeit wurden Straße und Platz mit einem Kopfsteinpflaster versehen und später kam eine Großwaage mit Waaghäuschen dazu. Daneben unterhielt bereits in den 1950er-Jahren ein Italiener, namens Doregatti, ein Gemüseständchen. Links unterhalb der „Platzbrücke“ gab es auch einen Granit steinernen Brunnen mit großem Bett zur Viehtränke, ihn hatte der Prader Maurermeister Anton Stecher im Jahre 1884 erbaut. Bis zur Mühlbachverbauung im Jahre 1958/59 maß die verfügbare Fläche des Platzes 302 m², während es nachher bzw. heute an die 500 m² sind. Nach Abbruch der so genannten „Brunnerhitt“ (Bp.66) im Jahre 1973 und des gen. Brunnens entstand in der Folge eine südseitige Platz-Erweiterung, die des Öfteren, fälschlicher Weise, als Unterer Platz bezeichnet wird. Zurück zum eigentlichen Hauptplatz selbst, so wurde dieser zum Treff und Angelpunkt diverser Dorfangelegenheiten schlechthin. Er war Haltestelle der Postkutsche, Repräsentationspunkt verschiedenster Auf- und Durchmärsche, ist Ort öffentlicher Feiern und Veranstaltungen und nicht zuletzt seit Jahr und Tag Schauplatz des traditionellen Prader „Zusslumzuges“ am unsinnigen Donnerstag. Wenngleich sich das Dorfleben seit den letzten fünfzig Jahren zunehmend westwärts abspielt, so ist unser Hauptplatz nach wie vor wichtigster Bezugspunkt geblieben.